Im Klartext bedeutet dieser Beschluss, dass Kinder, die im August in
Haiger im Gymnasialzweig eingeschult werden, im 13. Schuljahr ihr
Abitur machen. Eltern, die ihr Kind an einer "G8-Schule" angemeldet
haben, können diesen Beschluss noch revidieren. Bereits gestern Abend
wurden die betroffenen Eltern aus Haiger und Umgebung in der
Textor-Schule über die neue Situation informiert. Auch das Staatliche
Schulamt und der Lahn-Dill-Kreis als Schulträger wurden von der
Schulleitung in Kenntnis gesetzt.
"Es gibt bereits einige Anfragen von Familien, die an einem Wechsel an
unsere Schule interessiert sind", stellte Dr. Lohwasser fest. Die
Entscheidung der Schulkonferenz sei "alles andere als ein
Schnellschuss" gewesen, sondern seit mehreren Monaten durchdacht
worden. Seit zwei Jahren wird in Haiger nach dem G8-Prinzip
unterrichtet, und die Rückmeldungen der Eltern sind zu einem großen
Teil negativ. "Viele Klagen über die hohen Belastungen ihrer Kinder,
die nachmittags kaum noch Zeit zum Spielen oder Sport haben",
berichtete Lohwasser. Dieser Trend verstärke sich im sechsten
Schuljahr, wenn eine zweite Fremdsprache sowie weitere Fächer
hinzukämen, ergänzte der stellvertretende Schulleiter Günter Reeh. Auch
wenn die Lehrpläne "entschlackt" werden sollten, sei "G9" eindeutig die
bessere Variante, sind die beiden Pädagogen überzeugt.
Kaum Auswirkungen hat die neue Regelung auf die beiden "G8"-Jahrgänge,
die bereits in Haiger unterrichtet werden. Diese werden nach der
neunten Klasse die Schule wechseln müssen, um das Abitur zu "bauen".
"Wir hoffen, dass das Kultusministerium seine Zusage einhält, eine neue
Stundentafel aufstellt und die Lehrpläne überarbeitet", blickt Dr.
Lohwasser nach vorn.
Auch der Elternbeiratsvorsitzende der Textor-Schule, Martin Tetzner,
unterstützt die Rückkehr zu "G9". "Dadurch kann unsere Schule eine
konstruktive Wahlmöglichkeit innerhalb der regionalen Bildungswege
schaffen", erklärt Tetzner. Da die frühere Landesregierung keinen
besseren Weg zum verkürzten Gymnasialzweig gefunden habe, sei die
Entscheidung "aus unserer Sicht die beste Lösung für unsere Schule und
unsere Kinder". Jetzt müssten die Eltern nicht nur über das Angebot zu
"G9" informiert werden, sondern auch über ihr Recht, einmal abgegebene
Anmeldungen wegen dieser Änderung der Tatsachen auch zu revidieren.
Konkret könnten auch an anderen Gymnasien oder Realschulen angemeldete
Schüler nochmals umgemeldet werden.
Wie das Staatliche Schulamt für den Lahn-Dill-Kreis mitteilte, haben
sich die kooperativen Gesamtschulen des Altkreises Wetzlar für eine
Beibehaltung des achtjährigen Weges zum "Abi" entschieden. Das
Hessische Kultusministerium hatte den kooperativen Gesamtschulen die
Entscheidung darüber überlassen, ob sie die acht- oder neunjährige
Variante wählen wollen.
Gleichzeitig trete für die G8-Klassen zum neuen Schuljahr 2008/09 ein
umfangreiches Maßnahmenpaket in Kraft, das deutliche Entlastungen und
Erleichterungen für die Schülerinnen und Schüler beinhalte, heißt es in
einer Presseinformation des Schulamtes.
Die Schulleiter der kooperativen Gesamtschulen des Altkreises Wetzlar
erklärten, sie seien überzeugt, dass eine gründliche Überprüfung der
neugestalteten G8 in der Kürze der Zeit zum neuen Schuljahr kaum
möglich sei. Deshalb wolle man die Möglichkeit nutzen, erst zum
Schuljahr 2009/10 eine Entscheidung über die künftige Schulorganisation
herbeizuführen. Dadurch könnten mögliche Fehlentscheidungen vermieden
werden.
(Haigerer Kurier , 11.06.2008, rst.)