"Perfekter Pädagoge" verabschiedet

"Ich gehe in längere Ferien" - mit diesen Worten verabschiedete sich Helmut Haas gestern von Kollegen und Schülern. Der langjährige Leiter des Hauptschulzweiges der Haigerer Johann-Textor-Schule wurde nach 36 "Schuljahren" in den Ruhestand verabschiedet. Zahlreiche Kollegen, Schüler und Freunde fanden sich zu der Feierstunde in der Aula ein und dankten dem 63-Jährigen für sein unermüdliches Engagement für Schule und Schüler.

Schulleiter Dr. Gerald Lohwasser überreicht Helmut Haas (links) die  Verabschiedungsurkunde."Sie sind im doppelten Sinne ein Alchimist" charakterisierte Schulleiter Dr. Gerald Lohwasser den Pädagogen in seiner Laudatio: Zum einen habe es Haas mustergültig verstanden, junge Menschen für Chemie zu begeistern, zum anderen habe er die Fähigkeit, aus "einfachen und alltäglichen Dingen 'Gold' zu machen". Das ganze Wirken von Haas sei auf das Wohl der Schüler ausgerichtet gewesen: Sei es das Projekt "Attraktive Hauptschule" oder die Schülerwerkstätten - immer habe Haas es verstanden, seinen Schülern "die Sprachlosigkeit zu nehmen" und ihnen in der Berufsorientierung zu helfen. Dabei setzte der Pädagoge nicht auf althergebrachte Strukturen, sondern wurde innovativ tätig: Haas habe modernste Erkenntnisse der Neurodidaktik ebenso in sein Konzept eingebaut, wie die Hinführung zur multimedialen Technik.

Dem pflichtete Roland Wolk bei, der viele Jahre mit Haas in der Hauptschule zusammen gearbeitet hat: Bereits vor 25 Jahren habe Haas auf Teamarbeit gesetzt, "als davon noch niemand gesprochen hat". Seit 1979, als Haas die Hauptschulleitung übernommen habe, habe er sich "vehement für den Hauptschulzweig eingesetzt". Dabei legte der Pädagoge größten Wert auf ein harmonisches Miteinander unter den Kollegen. Lohwasser lobte die "freundliche und kollegiale Art" des scheidenden Lehrers und verwies auf seine "positive Ausstrahlung in schwierigen Situationen". "Jeden Morgen hatte er schon Kaffee für die Kollegen gekocht und begrüßte jeden mit Handschlag und motivierenden Worten", resümierte Wolk: "Ein perfekter Beamter und Pädagoge verlässt das sinkende Schiff."

Erwin Rau vom Personalrat würdigte das Wirken von Haas in einem waidmännischen Sketch und dankte ihm für "die gute Fährte" die er für seine Kollegen hinterlassen habe. Auch ehemalige Schüler dankten ihrem alten Lehrer. Unvergessen bleibt der Chemielehrer, der im blütenweißen und gestärkten Kittel die Luft des Klassenzimmers mit dem entsetzlichen Gestank von Buttersäure verpestete, mit seinen Schülern Seife herstellte oder hochwertige Druckerzeugnisse produzierte. Verständlich, dass sich ein so beliebter Lehrer auch ein ganz besonderes Abschiedsständchen verdient hatte: Unter der Leitung von Jürgen Poggel sang die Festversammlung den Kanon "Heute feiern wir den Abschied von dem Hauptschuldirex Haas" - eine Komposition, die eigens zu seinen Ehren geschaffen worden war.

Haas verriet seinen Kollegen, Schülern und Freunden auch seine Zukunftspläne: Auch die werden sich - wie kann es bei einem Vollblutpädagogen anders sein? - um Kinder und Erziehung drehen, genauer gesagt um sein Enkelkind: "Nun habe ich endlich mehr Zeit für meine Familie". Im Anschluss an die offizielle Verabschiedung ließen die Mitglieder der Festversammlung noch einmal die Begegnungen mit Haas Revuepassieren und erinnerten sich mancher Anekdote aus dem Wirken eines Lehrers, dessen "Beruf immer schon Berufung war, ist und bleiben wird!", wie es Roland Wolk zusammenfasste.

(Haigerer Kurier, 02.07.2010, Text und Foto: msc.)