Ein guter Charakter ist unverzichtbar

Haiger, 15.08.2012.

Die demografische Entwicklung macht sich auch an der Johann-Textor-Schule bemerkbar. Waren es im Vorjahr noch 208 Fünftklässler, die Schuldirektor Dr. Gerald Lohwasser begrüßen konnte, so wohnten der Aufnahmefeier in der Turnhalle am Dienstagmorgen "nur" 150 Schüler bei.

 Gespannte Gesichter gab es bei den 150 "Neuzugängen" der Johann-Textor-Schule Haiger.Sechs Klassen (drei Gymnasial-, drei Förderstufenklassen) wurden für die Neuzugänge eingerichtet. Erstmals sind es mehr Schüler, die den Gymnasialzweig der Schule besuchen, als Förderstufenkinder. Direktor Dr. Lohwasser hieß die Fünftklässler und deren Angehörige mit Worten von Friedrich Hegel willkommen: "Nur durch das gemeinschaftliche und übereinstimmende Handeln der Lehrer und Eltern kann allein etwas Wirksames zu Stande kommen."

Anhand zweier beispielhafter Geschichten machte Lohwasser klar, was den Pädagogen an der Johann-Textor-Schule wichtig ist: "Nicht nur Talent ist bewundernswert. Ein guter Charakter ist unverzichtbar im Leben."
Der Esel eines Bauern war in einen Brunnen gefallen, erzählte der Direktor. Da das Grautier schon recht betagt war, beschloss der Bauer, dass es nicht lohne, den Esel zu retten. So begann er mit Hilfe sei-ner Nachbarn, den Brunnen mit Erde zu zuschütten. Zuerst schrie der Esel jämmerlich, wurde jedoch plötzlich still. Jede Schaufel Erde, die auf den Esel geschüttet wurde, schüttelte das Grautier ab und stellte sich darauf. So gelang er schließlich an den Brunnenrand und hüpfte hinaus. "Das Leben hält manche Schwierigkeit bereit", wandte sich der Direktor an die Schüler. Die Kunst bestehe darin, diese Schwierigkeiten abzuschütteln, nach oben zu steigen und nicht aufzugeben.

"Drei Frauen, die sich an einem Brunnen trafen, unterhielten sich über ihre Söhne", begann Lohwasser die nächste Erzählung. Während die erste mit der Geschicklichkeit ihres Sohnes prahlte, rühmte die zweite die Sangeskünste ihres Jungen. Nur die dritte schwieg und erklärte auf Nachfrage: "Mein Sohn ist ein gewöhnlicher Junge, der hoffentlich zu einem guten Menschen heranwächst." Als die drei Frauen mit ihren gefüllten Wassereimern nach Hause gingen, kamen ihnen ihre Söhne entgegen. Während der erste ein wunderschönes Rad nach dem anderen schlug, stimmte der zweite einen herrlichen Gesang an. Der dritte aber nahm die gefüllten Wassereimer seiner Mutter und trug sie nach Hause. Ein alter Mann, der alles beobachtete, erklärte daraufhin, dass er nur einen Sohn gesehen hätte. Die Geschichte zeige, erläuterte Dr. Lohwasser, wie wichtig Charakterbildung sei.

Der Direktor ermutigte die Eltern der Neuzugänge zur Kooperation. Gespräche zwischen Eltern und Lehrern seien sehr wichtig. Auch Elternbeiratsvorsitzender Hartmut Jaeger forderte die Eltern auf, sich aktiv in eine konstruktive Mitarbeit an der Schule einzubringen. Er bescheinigte den Eltern, mit der Johann-Textor-Schule eine gute Wahl getroffen zu haben.

Eine positive aktuelle Nachricht sei derzeit - neben Olympia -, dass ein ferngesteuertes Auto auf dem Mars herumfahre. "Kinder kommen mir manchmal vor wie so ein ferngesteuertes Auto: vollgestopft mit Elektronik, aber fernab von der Wirklichkeit und guten Beziehungen", machte Jaeger deutlich. Besonders wichtig für die Kinder seien die "drei B: Beziehung, Bindung und Bildung". Jaeger: "Wenn wir diese drei B unseren Kindern bieten wollen, ist Elternarbeit im Sinne einer guten Zusammenarbeit mit Lehrern und Schulleitung ein ganz entscheidender Faktor", führte er weiter aus. "Haben Sie Mut zur Mitarbeit, auch im Klassenelternbeirat", forderte Jaeger die Eltern auf.

Eltern sollten darauf achten, dass Kinder nicht die Opfer des eigenen Ehrgeizes würden. Denn nicht die guten Schulnoten entschieden über Glück und Erfolg. Vielmehr seien es nicht messbare Fakten: "Die Persönlichkeit, die sich entwickelt, die Werterhaltungen, die übernommen werden und der Charakter, der gebildet wird."

Farbenprächtige Darbietung: Einen tollen Auftritt boten die Cheerleaderinnen.Tolle Beiträge der Schüler lockerten die Aufnahmefeier auf. Die Cheerleaderinnen des Schülertreffs brachten Schwung auf die Bühne. Die Rope-Skipping-Vorführung von Schülerinnen der 7G1 und 6G2 waren genauso beeindruckend wie die Trommelkünste der "Nasco-AG", die ein Schulprojekt in Ghana unterstützt. Einen Tanz legten die Schülerinnen der 6G4 zum Hit "Call me maybe" hin. Voll wurde die Bühne, als die sechsten Klassen die Neuzugänge gemeinsam mit dem Lied "Ich bin Robinson" begrüßten.

 

(Mit freundlicher Genehmigung des Haigerer Kuriers, 15.08.2012, Text und Fotos: Ute Jung.)