"Schule ist keine Ein-Mann-Show"

Haiger, 03.02.2015.

"Schule ist keine One-Man-Show - das geht nur gemeinsam, alle werden gebraucht", machte Norbert Schmidt, neuer Leiter der Haigerer Johann-Textor-Schule, gestern bei seiner Amtseinführung deutlich. Im Rahmen einer außerordentlichen Gesamtkonferenz erhielt der 54-jährige Lahnauer seine Ernennungsurkunde und versprach dem Kollegium und der ganzen Schulgemeinde einen "vertrauensvollen und wertschätzenden Umgang miteinander".

Er komme "neugierig und erwartungsvoll", erklärte der Oberstudienrat und lobte schon zu Beginn seine neue Arbeitsstätte. "Ich habe ein gut bestelltes Haus vorgefunden, die Johann-Textor-Schule hat einen hervorragenden Ruf und macht interessante pädagogische Arbeit." Zum Beispiel im Projektorientierten Lernen (POL) sei die Einrichtung weit über den Lahn-Dill-Kreis hinaus bekannt.

Der neue Direktor mit der Dezernentin Claudia EngelhardtErfolg benötige zwei Standbeine: "Leitziele und eine Gemeinschaft, die diese Ziele erreichen will." Diese Prinzipien würden in Haiger bereits gelebt. "Deshalb ist die Schule heute so gut aufgestellt." Er hoffe auf eine funktionierende Kommunikation, die "offen, klar und transparent ist und nicht als Einbahnstraße wahrgenommen wird". Er freue sich auf eine gute Zusammenarbeit, wolle zuhören und das Kollegium ernst nehmen. "Meine Tür ist offen."

Der neue "Direx" erhielt viel Applaus für seine Ansprache - ebenso wie Matthias Deffner, der das Amt ein Jahr lang kommissarisch übernommen hatte. "Es war eine Zeit der Herausforderungen und Belastungen", sagte Deffner und bedankte sich beim Schulleitungsteam und den Kollegen für die gute Unterstützung. "Unsere Schule ist auf Kurs geblieben, hat Impulse gesetzt und sich weiterentwickelt." Norbert Schmidt sei erst der vierte Schulleiter seit 1971 (nach Richard Schröder, Richard Umbach, Dr. Gerald Lohwasser) und treffe in Haiger "auf eine engagierte und konstruktive Lehrerschaft sowie einsatzfreudige weitere Mitarbeiter". Eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit sei an dieser Schule möglich, bei der sich die baulichen Voraussetzungen enorm verbessert hätten. Auch die Elternschaft begleite die Schule sehr kons-truktiv.

Die Textor-Schule wolle die Schüler mit ihren Persönlichkeiten, Begabungen und Schwierigkeiten sehen und sie ganzheitlich fördern. "Bei uns soll der Mensch im Mittelpunkt stehen." Deffner überreichte dem neuen Direktor eine Festschrift aus dem Jahr 1984 sowie eine Schulchronik des Geschichtlichen Arbeitskreises Haiger und sein Raum und ein Döschen "Textor-Honig", den die vier Bienenvölker der Schule produziert haben.

Der Elternbeiratsvorsitzende Hartmut Jaeger erinnerte an Schmidts erste berufliche Schritte als Kaufmann und meinte: "Wir wünschen uns keinen Buchhalter, sondern einen Bewahrer und Beweger, der innovativ mit uns Eltern arbeitet und zusammen mit uns neue Ideen entwickelt." Gewünscht werde ein Schulleiter mit Stabilität und Flexibilität. "Wir Eltern wünschen uns kein Fähnchen im Wind, sondern möchten wissen, woran wir sind." An das Schulamt appellierte Jaeger, künftig die Textor-Schule bei der personellen Ausstattung besser zu unterstützen.

"Der neue Schulleiter bringt ausgezeichnetes Rüstzeug und viele Erfahrungen mit, die der Schulgemeinde zu Gute kommen", zeigte sich Christiane Engelhardt, Dezernentin des Schulamts, überzeugt. Das kontinuierliche Streben nach Weiterentwicklung habe Norbert Schmidt nach Haiger gebracht. Nach der Ausbildung zum Kaufmann habe Schmidt Chemie und Physik studiert und an Schulen in Lüdenscheid, Witten, Lahn-au, Ehringshausen und Hüttenberg sowie als Fachberater für Medien am staatlichen Schulamt Weilburg gearbeitet.

Aus seinen dienstlichen Beurteilungen gehe hervor, dass sich der 54-Jährige stets für das Wohl der Kollegen eingesetzt habe. Er sei "ein fürsorglicher Schulleiter", zeigte sich die Dezernentin überzeugt und erinnerte an eine Weisheit des langjährigen Außenministers Hans-Dietrich Genscher: "Gute Lotsen erkennt man an der ruhigen Hand und nicht an der lautesten Stimme."

Jürgen Poggel wünschte sich im Namen des Personalrats "keinen Zirkusdirektor, sondern eher einen Seiltänzer mit Mut, Balance und starken Nerven, um Spannungen auszuhalten". An der Schule stünden Entscheidungen mit weitreichenden Folgen bevor, deshalb benötige Schmidt "einen kühlen Kopf, ein flammendes Herz und eine ruhige Hand", zitierte Poggel den Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi.

Ingrid Zöller (Personalrat) dankte Matthias Deffner rückblickend für seine ausgleichende und besonnene Art der Schulleitung. "Bei Dir gab es immer offene Türen."


(Mit freundlicher Genehmigung des Haigerer Kuriers, Text und Foto: Ralf Triesch.)