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Offen über Liebeskummer reden

Haiger, 03.01.2014.

Die Jugendpflege in Haiger hat sich auf die Fahnen geschrieben, Gruppen ausschließlich für Mädchen anzubieten. Aber auch die Jungs sollen unter sich sein. Hintergrund ist, dass sowohl Jungs als auch Mädchen offener werden, wenn sie unter sich sind. Das gilt beispielsweise für den Schülertreff.

Frau Metz mit Schülerinnen im Schülertreff"Frau Metz ist wie eine zweite Mutter", sagen die Mädchen an der Johann Textor-Schule in Haiger, die dienstags nach der Schule zu der Diplom-Sozialarbeiterin in den Treff kommen. Zwei Räume laden zum Quat schen und Basteln einladen. Wer mag, kann sich auch in einen Sessel oder auf eines der Sofas werfen und "chillen", also einfach nichts tun.

Kochen steht bei den Mädchen jedoch hoch im Kurs. Eine Küchenzeile lädt zum Ausprobieren ein. "Hier kann ich den Kopf freibekommen nach dem Unterricht", sagt Laura. "Frau Metz gibt uns Aufmerksamkeit und nimmt uns ernst", ergänzt Leman. Und Seyma findet, dass Basteln in der Gruppe mit Freundinnen einfach mehr Spaß macht als alleine zu Hause.

Betreuerin Veronika Metz hat stets ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Mädchen. Sie freut sich mit den Mädchen über eine gute Note und tröstet, wenn eine Arbeit in den Sand gesetzt wurde. Metz ist da, wenn die Mädchen Rat in Sachen Liebeskummer brauchen, oder einfach nur jemand zum Zuhören benötigen, weil es zu Hause Ärger gegeben hat. "Was hier besprochen wird, bleibt auch hier", sagt Veronika Metz fest. Selbst verständlich behält sie auch die Inhalte der Einzelgespräche für sich. Die Mädchen lernen so, was Vertrauen bedeutet.

Es fällt auf, dass viele Mädchen mit Migrationshintergrund zur Gruppe gehören. Die Eltern haben offen sichtlich Vertrauen, weil keine Jungs dabei sind und die Gruppe sich in der Schule trifft. "In gemischten Gruppen bleiben die türkischen Mädchen oft auf der Strecke", sagt die Sozialarbeiterin. Sie sieht ihre Rolle irgendwo zwischen Mutter und Lehrerin.

Auch Jungen verwandeln sich, wenn keine Mädchen dabei sind. Plötzlich können sie ganz offen über Liebeskummer reden. "Sie kommen eher aus sich raus", sagt Mark Wirth. "Sie sprechen über Probleme und natürlich auch über Fußball." Mark Wirth und seine Kollegin, die Diplom-Pädagogin Angela Schlösser, betreuen darüber hinaus die Kochgruppe, die sich nach den Sommerferien gebildet hat.

Jugendliche, die die Schule verlassen haben und nun weiterführende Einrichtungen besuchen oder eine Ausbildung begonnen haben, treffen sich dienstags nachmittags im "PAJU", dem Jugendzentrum am Haigerer Paradeplatz, um zu planen, einzukaufen, zu kochen und gemeinsam zu essen. "Wir arbeiten seit sechs Jahren hier im Auftrag der Caritas und haben nie gewechselt",    sagt Angela Schlösser, "wir sind konstante Ansprechpartner." Der Kontakt zu ihren Schützlingen reißt auch nicht ab, wenn sie älter werden und mit dem Führerschein in der Brieftasche die Welt außerhalb Haigers entdecken. Das Vertrauensverhältnis hält. "Wir stehen mit unserer Rolle zwischen Kumpel und Lehrer", sagen Angela Schlösser und Mark Wirth.

Sie sind auch diejenigen, die helfen, wenn Präsentationen für die Schule erarbeitet oder Bewerbungen geschrieben werden müssen. Das "Büro" hierfür könnte freilich größer sein. Mehr als ein Schreibtisch, ein Aktenschrank und zwei Stühle passen in die enge Kammer nicht hinein.

Eine weitere feste Gruppe betreibt das "Cheerleader Tanzen", geleitet von der Tanzlehrerin Stefanie Pracht. Auf dem Programm stehen bei diesem Treffen Tanzen, Akrobatik, Drehungen, Hebefiguren, Spiel- und Entspannungsübungen. Vor dem Tanzen wird gekocht und gegessen.
  

(Mit freundlicher Genehmigung des Haigerer Kuriers, Text und Fotot: Christine Krauskopf.)

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