Am 23.06.2009 wurde ganz offiziell die Gesamtsumme der gesammelten Spenden an die beiden Organisatoren des "Nasco"-Projekts, Natilla Nersesyan und Stefan Weskamp, übergeben. Rund 1100 Euro haben gestern die Schüler und Schülerinnen der Jahrgangstufe acht der Haigerer Johann-Textor-Schule an das von Natilla Nersesyan und Stefan Weskamp ins Leben gerufene Hilfsprojekt NASCO, mit dem Kinder in Abrafo nahe der Stadt Cape Coast in Ghana unterstützt werden, gespendet. "Wir haben die schlimme Lebenssituation der Menschen in Ghana gesehen und wollten helfen", brachten die Klassensprecher ihre Motivation auf den Punkt, als sie an die beiden Gründer des Hilfsprojektes gestern die Spende überreichten.
Dahinter steckt jedoch viel mehr: Zum einen haben die Jungen und Mädchen mit Kreativität und Engagement Aktionen auf die Beine gestellt, um das Spendengeld "einzunehmen". Andererseits soll es nicht bei dieser Aktion bleiben. Die Textor-Schule will langfristig den Kontakt zu NASCO halten und dem Projekt ideell und finanziell helfen. Das Geld, erklärten Weskamp und Nersesyan, werde für ein neues Projekt verwendet. Nach dem letzten Besuch in Abrafo Anfang des Jahres, so Weskamp, sei die Idee entstanden, dort ein Waisenhaus zu bauen. "Die Spende kann dazu beitragen, dass mit dem Bau der Fundamente begonnen werden kann", so Weskamp.
1993 begann Natilla Nersesyan, selbst früher Schülerin der Textor-Schule, ihr Engagement für soziale Projekte in Ghana im Rahmen eines Jugendaustauschprogramms. Um bedürftigen Kindern noch wirksamer helfen zu können, gründete sie 1998 gemeinsam mit Stefan Weskamp, der in der pädagogischen Mittagsbetreuung an der Textor-Schule tätig ist, das Hilfsprojekt NASCO, mit dem die beiden Haigerer den Bau einer Schule für Abrafo förderten. Dank der Unterstützung durch Spenden arbeiten nun zehn Lehrer an der Schule, eine Köchin bereitet täglich eine warme Mahlzeit für die 300 Kinder der Schule und des Kindergartens zu. Auch die ärmsten Kinder können die Schule besuchen, da das Schulgeld durch Spenden finanziert werden kann. Weil Nersesyan und Weskamp ihre Aufwendungen vollständig selbst finanzieren, kommen alle Spenden ohne Abzug dem Hilfsprojekt zugute. Letztes Projekt war der Kauf eines Schulbusses, mit dem die Kinder in teilweise bis zu neun Kilometer entfernt liegenden Dörfern abgeholt werden können. Zum Kauf des Busses trug eine Einzelspende einer Frau aus Haiger bei. Nächstes Projekt ist der Bau eines Waisenhauses. Im Oktober letzten Jahres wurde Natilla Nersesyan von Bundespräsident Horst Köhler im Berliner Schloss Bellevue mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland für ihr Engagement im, Projekt NASCO ausgezeichnet. Dadurch wurde auch die Schule, so die pädagogische Leiterin Annette Fritsch auf das Projekt aufmerksam. "Es steht uns, die wir viel haben, gut an zu teilen. Auch den Kindern sollte der Blick darauf geöffnet werden, dass es nicht allen so gut geht", so Fritsch.
Nachdem Weskamp das Projekt NASCO in der Schule präsentiert hatte, wurde überlegt, wie man helfen kann. Sabine Graben, Fachbereichsleiterin Religion, und Dr. Folker Albrecht, Fachbereichsleiter Gesellschaftslehre, arbeiteten sich zusammen mit den Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrern der Jahrgangsstufe in das Thema ein. Dabei waren die Jungen und Mädchen sicher auch deshalb mit ganzen Herzen bei der Sache, weil sie, nachdem Waskamp die Arbeit von NASCO vorgestellt hatte, einen ganz direkten Bezug dazu hatten, wohin ihre Hilfe geht. Im Unterricht und bei einem Projekttag setzen sich die Kinder mit NASCO und der Situation in Ghana auseinander. Bei einem Aktionstag auf dem Haigerer Marktplatz stellten die Textorianer das Projekt vor, versuchten das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen. Ein erheblicher Teil der Spenden kam zusammen, weil die Schüler per Laufzettel kleinere Dienste wie Rasenmähen, Hilfe im Haushalt und Ähnliches anboten. Die Motivation, die sie dabei an den Tag gelegt haben, beeindruckte auch Weskamp und Nersesyan: "Dass ihr mit so viel Freude und Engagement bei der Sache seid, macht uns und die Kinder in Abrafo glücklich", so Nersesyan.
Um die Hilfe für NASCO dauerhaft in der Textor-Schule zu verankern, erklärte Fritsch, werde im nächsten Jahr zusammen mit Sabine Graben eine "NASCO-AG" im Rahmen der pädagogischen Mittagsbetreuung gegründet werden. Die Jungen und Mädchen wollen beispielsweise mit einem Flyer und einer Dauerausstellung bei schulischen Veranstaltungen auf NASCO hinweisen. Ziel der langfristigen Verbundenheit mit NASCO ist nicht allein das Erwirtschaften weiterer Spenden, vielmehr wollen die Schüler grundlegend das Bewusstsein für die Situation der Kinder in Ghana bei ihren Mitmenschen wecken.
(Haigerer Kurier, 25.06.2009, Text und Foto: am.)