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Nie bereut - Anette Fritsch nimmt Abschied von der JTS

 
Haiger, 31.01.2022.

Wenn in der Summe alles gut gegangen ist, dann kehren Menschen häufiger an die Orte zurück, an denen sie Wurzeln im Boden haben. Vor nunmehr fast 25 Jahren kehrte die „bekennende“ Flammersbacherin Anette Fritsch als Pädagogische Leiterin an die JTS zurück, ihre ehemalige Schule, von der sie nach der Klasse 10 an die Wilhelm-von-Oranien-Schule wechselte, um dort das Abitur abzulegen.

Verabschiedung durch Schulleiter Norbert SchmidtNach dem Studium der Anglistik und Romanistik für das Lehramt an Gymnasien an der Justus-Liebig-Universität in Gießen, dem Referendariat an der Wilhelm-von-Oranien-Schule in Dillenburg sowie der dann folgenden Lehrtätigkeit an den Beruflichen Schulen in Schlüchtern und dem Johanneum Gymnasium in Herborn wurde sie 1998 mit der pädagogischen Leitung der JTS betraut.

Im Mittelpunkt aller Aufgaben dieser Funktionsstelle stand in allen Jahren eine Schul- und Unterrichtsentwicklung, die immer zuerst das motivierte und erfolgreiche Lernen der Schülerinnen und Schüler im Blick hatte und Schule als wichtigen positiv erlebten Lebensraum für Lernende und Lehrende gestalten will.

Um dies zu erreichen, hat Anette Fritsch immer wieder schulinterne Fortbildungen, Konferenzen und Pädagogische Tage zu  aktuell wichtigen Themen oder neuen Entwicklungen geplant und begleitet, z.B. zur Teamentwicklung der Lehrkräfte, zu Erkenntnissen der PISA-Studie oder zur Kompetenzorientierung des Unterrichts. Anerkannte Expertinnen und Experten standen dem Kollegium dabei beratend zur Seite.

Neben diesen Vorhaben hat die Pädagogische Leiterin wichtige externe Projekte mitgestaltet und geleitet, z.B. 2000-2005 das landesweite Modellprojekt „Erweiterung der Methodenkompetenz im Unterricht“ im Auftrag des HKM. Dieses für die selbständige Lernarbeit der Schülerinnen und Schüler wichtige Konzept sowie die Arbeit der beteiligten Kollegien aus 7 benachbarten Schulen sind im Film „Auf dem Weg zu einer neuen Lernkultur“ eindrucksvoll dokumentiert.

Erkenntnisse und Ergebnisse der vielfältigen außerschulischen Fort- und Weiterbildungen wurden von Anette Fritsch stets für die Arbeit an der JTS genutzt. Sie haben an der Schule Entwicklungen gestärkt und zu Anerkennung weit über die Schule hinaus geführt. Dies gilt vor allem für das Qualifizierungsprogramm „Kompetenzorientiert unterrichten in den Neuen Sprachen“ oder für die Weiterentwicklung und Umsetzung des Ganztagsprogramms der JTS, einem besonderen Tätigkeitsschwerpunkt von Anette Fritsch bis 2018.


 

Fritsch suchte und förderte auch nachdrücklich die Öffnung der Schule in ihr Umfeld, z.B. im Rahmen der Kooperation mit der Stadt Haiger im Bereich der Partnerschaft und dem Schüleraustausch mit Frankreich wie im Bereich der Schulkulturarbeit. Sie trug auch maßgeblich dazu bei, dass verbindliche Kooperationen z.B. mit der Rittal Foundation oder mit den Kaufmännischen Schulen Dillenburg entstanden.

Unterricht in ihrer letzten Klasse: der 6G1Der erfolgreichen Arbeit als Pädagogische Leiterin gleichrangig war Fritsch stets die eigene Unterrichtstätigkeit, die ihr - so die Feststellung der begeisterten Fremdsprachenlehrerin – stets außerordentlich viel Lehrfreude bereitet hat und sie immer wieder zu besonderen Projekten mit ihren Lerngruppen motivierte, zuletzt ein „Australischer Abend“, den ihre letzte Klasse 9G für Familien und Freunde selbständig  gestaltete.

Wie viel  Anerkennung die unterrichtliche Arbeit von Fritsch fand, zeigen zahlreiche Rückmeldungen ihrer Schülerinnen und Schüler. Sie würdigen insbesondere die „warme Strenge“ der Lehrerin, ihre deutlichen Leistungsanforderungen und ihre Freude am Erfolg der Lernenden:  „Danke, dass Sie immer für mich da waren, mich geprägt haben und zu dem gemacht haben, was ich heute bin“ schreibt ein ehemaliger Schüler.  Eine Schülerin bedankt sich für 5 Jahre Begleitung, Motivation und Aufmunterung und stellt fest: „Mein einstiges Hass-Fach Englisch ist mein Lieblingsfach geworden und ich habe diese Sprache kennen und lieben gelernt. Nur durch Sie.“

Verabschiedung von der Klasse 6G1Mit ihrer zuletzt unterrichteten Englisch-Klasse 6G1 hat Anette Fritsch 2021 den Film „Unsere neue Schule“ gestaltet, der künftigen Schülerinnen und Schülern sehr anschaulich die aktuelle Arbeit „ihrer“ Schule vorstellt und verdeutlicht, was motivierende Aufgabenstellungen trotz hinderlicher Umstände - in diesem Fall Corona - bewirken können.

Wenige Tage vor ihrem Abschied formuliert Anette Fritsch in großer Anerkennung der besonderen Leistungen ihrer Kolleginnen und Kollegen gerade in der Corona-Zeit den Wunsch, dass diese Leistungen auch von der Politik und den Medien deutlicher erkannt und angemessen gewürdigt werden.

Mit einem weinenden und einem lachenden Auge stellte sie dann fest: „Ich habe es nie bereut wieder an meine alten Schule zurückgekehrt und - trotz durchaus verlockender Angebote – an genau diesem Platz geblieben zu sein - ganz im Gegenteil!“


 

Am 31.01.22 ist Anette Fritsch - pandemiebedingt – zunächst in kleinem Rahmen verabschiedet worden. Für den Sommer plant die Schule eine angemessene Veranstaltung zur Würdigung ihrer langjährigen Pädagogischen Leiterin.

Verabschiedung durch Schulleiter Norbert SchmidtSchulleiter Norbert Schmidt blickte in seiner Rede auf die vielen Verdienste und das Engagement von Fritsch zurück. Sie habe die Schule über einen langen Zeitraum in vielfältiger Weise mit geprägt und nach vorne gebracht. Ihre 24 Jahre als Pädagogische Leiterin würden für sich genommen schon fast für ein Dienstjubiläum reichen und spiegelten die reiche Erfahrung wider, die sie eingebracht habe.

An 155 Fortbildungen habe sie teilgenommen, davon über die Hälfte selbst als Fortbildnerin. Dies allein reiche schon für mehrere Lehrerleben, betonte Schmidt. Hierin zeigten sich zentrale Elemente ihrer Persönlichkeit, wie ein hohes Maß an Struktur, absolute Zuverlässigkeit, ziel- und lösungsorientiertes Arbeiten und die Fähigkeit, nie den Überblick zu verlieren. Sie habe für viele fruchtbare und erfolgreiche Entwicklungsprozesse gesorgt und konnte die JTS nach vorne bringen und konkurrenzfähig machen, so Schmidt weiter.

So sei es auch ihr Verdienst, dass heute kompetenzorientiert an der Schule unterrichtet wird. Mit ihr ginge eine hoch verdiente Kollegin, ein wichtiges Schulleitungsmitglied und ein toller und wertvoller Mensch. „Sie waren eine Säule unserer Schule. Ohne Sie wären wir wirklich nicht da, wo wir heute stehen.“ lobte Schmidt die Arbeit der Pädagogin.

Fachbereichsleiterin Ulrike Theis überreicht Präsente zum AbschiedDie Leiterin des Fachbereichs Englisch, Ulrike Theis, fragte zu Beginn ihrer Rede, warum man eine so wunderbare Kollegin gehen lässt. Dennoch sei dies der richtige Schritt nach einem so erfolgreichen Berufsleben. Im Namen aller Englischlehrkräfte bedankte sie sich für die Energie, die Freude und das Herzblut, mit dem Fritsch gearbeitet habe. Sie habe immer ein offenes Ohr für Fragen gehabt und einen reichhaltigen Fundus an Wissen und Materialien, an dem sie ihre Kollegen immer teilhaben ließ. Fritsch sei immer dicht an den Schülerinnen und Schülern dran gewesen und habe sich immer für ihre Bedürfnisse interessiert. „Du hast den Schülerinnen und Schülern vermittelt, dass Lernen immer noch angesagt ist.“ Dabei sei Fritsch stets Vorbild gewesen und habe von Anderen nichts verlangt, was sie nicht selbst zu leisten bereit gewesen wäre, hob Theis hervor.

Ralf Kaczerowski, Fachbereichleiter Französisch, blickt auf viele gemeinsame Projekte zurückDass Lernen mit allen Sinnen zu besten Erfolgen führt, dies habe er von Anette Fritsch gelernt, betonte Fachbereichsleiter Ralf Kaczerowski zu Beginn seiner Rede. Es sei ihr immer sehr wichtig gewesen, den Schülerinnen und Schülern vielfältige Zugänge zur französischen Kultur und Sprache zu ermöglichen, u.a. durch zahlreiche Projekte zur Leseförderung.  Er erinnerte an die gemeinsame Planung und Pflege des Schüleraustauschs und mit welcher Ausdauer und Geduld Fritsch stets bei der Sache gewesen sei. Beeindruckend sei ihre Klarheit, Strukturiertheit und Genauigkeit gewesen: „Du hast uns gelehrt, genau hinzuschauen.“ Vor allem aber habe Empathie immer eine große Rolle gespielt: „Du hast dein Ohr immer ganz nah an Eltern und Lernenden gehabt.“

„Jeder Lehrer muss lernen, wenn es Zeit ist, mit dem Lehren aufzuhören, das ist eine schwere Kunst.“ Mit diesem Zitat von Brecht drückte Fritsch in ihrer eigenen Rede aus, wie schwer es doch sei, nach solch einer langen Zeit Abschied von „ihrer“ Schule zu nehmen.

Zum Abschluss: Anette Fritsch verabschiedet sichLobende Worte fand sie für die Unterstützung des Kollegiums bei der schulischen Entwicklungsarbeit: „Wenn man die Geschichte dieser Entwicklungsarbeiten konzentriert betrachtet, die immer zentral im Interesse der Schülerinnen und Schüler und mit Blick auf ihre bestmöglichen Erfolge nach der JTS erfolgten, dann wird sehr deutlich, welche bemerkenswerten Leistungen die Kolleginnen und Kollegen an der JTS über die Zeit erbracht haben.“

Ihr Engagement in vielen verschiedenen landesweiten Arbeitsfeldern habe sie immer als Erfahrungsfelder verstanden, deren Ideen, Anregungen und Konzepte wertvolle Impulse für die JTS boten und neue Entwicklungswege aufzeigten. Viele Entwicklungsschritte seien nur möglich gewesen dank der Innovationsbereitschaft des Kollegiums, das auch unter hohen täglichen Arbeitslasten fruchtbare Ideen aufgegriffen habe.

Zum Abschied würdigte und betonte Fritsch zentrale Aspekte des Lehrerberufs mit dem Zitat „To be a teacher is to be forever an optimist.“ von Bill Clinton und Henry Fords Aussage: „Die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes beginnt nicht in der Fabrikhalle oder im Forschungslabor. Sie beginnt im Klassenzimmer.“

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