StartArchivArchiv 2007Den Alltagsstress wegspülen

Den Alltagsstress wegspülen

Großes Finale: Beim letzten Lied standen alle Aufführenden gemeinsam auf der Bühne
"Musik spült den Staub des Alltags von der Seele", erinnerte Direktor Dr. Gerald Lohwasser an einen Spruch des Schriftstellers Berthold Auerbach und das Programm des Abends war durchaus angetan, den Alltagsstress zu vergessen und die Seele baumeln zu lassen. Das lag nicht nur am Thema "himmlisch", sondern auch an der schwungvollen und abwechslungsreichen Musik, die die zahlreichen Schüler - geleitet von den Musiklehrern Christa Majer und Jürgen Poggel - im voll besetzten Saal der Evangelisch-freikirchlichen Gemeinde in der Schillerstraße zum Besten gaben.
Über 500 Zuhörer erlebten eine eindrucksvolle Demonstration dessen, wie heute Musikunterricht aussehen und wie Kindern Spaß am Umgang mit Musik vermittelt werden kann. Es muss nicht immer die "Moldau" sein, es darf auch ruhig mal gerockt werden. Das bewiesen die Textor-Schüler mit Songs von "Pink", Ray Charles, "Lynyrd Skynyrd" oder dem Status-Quo-Klassiker "Rockin' all over the world".
Positiv bemerkbar machte sich das "Comeback" eines einstigen Textorianers. Sebastian Nitsch aus Langenaubach hatte sich überreden lassen, bei einigen Stücken die Klavierbegleitung zu übernehmen und erhielt Sonderapplaus für seine pointierten Soli. Als der 21-Jährige, seine ehemalige Lehrerin Inga Saalmann bei "Gold von den Sternen" aus dem Musical "Amadeus" begleitete, brandete der Applaus des Publikums bereits los, bevor der letzte Ton verklungen war.
Aber auch die jüngeren Sänger wurden für ihre Mühen belohnt. Die Förderstufenschüler überzeugten mit dem "Bananenbrot-Song" von Rolf Zukowski, während der Projektchor die originelle "Fata Morgana" von der "Ersten Allgemeinen Verunsicherung" entliehen hatte. Mut zum Solovortrag hatten Jasmin Jungholt (Violine), die Fünft- und Sechstklässler Micha Kaiser und Robin Schmidt mit einer außergewöhnlichen Klavier-Interpretation der "Vier Jahreszeiten" und eine Band des sechsten Jahrgangs mit Letizia Rosta (E-Gitarre), Jonas Focking (Schlagzeug) und Julia Stein (Klavier), die den Song "God of Wonders" präsentierte. Der Applaus war den nervenstarken Nachwuchsmusikern sicher.
Das breite Spektrum des Programms wurde deutlich, als nach den Klassikern "Pack' die Badehose ein" und "Ein Freund, ein guter Freund" harte Gitarrentöne erklangen. Die Band "Refleks" und "David OW" interpretierten den Song "Jesus Freak" - und dabei durften die Gitarristen mit verzerrten Klampfen zeigen, was sie an Rock-Sounds drauf haben. Doch es ging nicht nur um die Musik. Politisches Denken wurde nicht nur bei einem Stück der "Böhsen Onkelz" deutlich ("Bin ich nur glücklich, wenn es schmerzt"), sondern vor allem bei dem Minimusical des Wahlpflicht-Kurses Musik der Klasse 10.
Von den Schülern der Abschlussklassen wird das Mini-Musical "Schrei nach Liebe" gekonnt umgesetzt.In "Schrei nach Liebe" stand das Thema Rechtsradikalismus im Mittelpunkt, das von den Schülern der Abschlussklasse gelungen umgesetzt wurde. Zur Untermalung der Story sangen die Schüler das namensgebende Stück "Schrei nach Liebe" der Ärzte, aber auch Lieder wie "Can You Feel The Love To-night" von Elton John.
Den Abschluss des stimmungsvollen Konzertes bildete Herbert Grönemeyers "Stück vom Himmel", das vom Förderstufenchor, den "Anderen" und dem Wahlpflichtkurs der Klassen 9 und 10 engagiert vorgetragen wurde. Die inhaltlichen Eigenarten des Liedes - Warum reimt sich Boot auf Gott? Warum sind alle Farben rot? - wurden dabei freilich nicht thematisiert. Damit können sich die Schüler vielleicht im Deutschunterricht des nächsten Schuljahres befassen. Dann, wenn es wieder ernst wird...
(Haiger Kurier, 23.06.2007, Text: Ralf-Stefan Triesch, Fotos: Metz.)
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