Der Dank galt allen Beteiligten vor allem der Sozialpädagogin Nicole Kohl-Massey von der Caritas, die das Projekt gestaltet und jungen Menschen "Rat und Hilfe beim Weg ins Erwachsenwerden geben soll", wie es Wegricht ausdrückte. Der Kreisbeigeordnete berichtete, dass derzeit in sieben Schulen Sozialarbeit geleistet wird, weitere Interessenten aber Schlange stehen. Das Haigerer Projekt sei besonders sinnvoll, weil hier in Kürze die schulische Sozialarbeit und die städtische Jugendpflege verknüpft würden, da die Caritas auch die kommunale Jugendarbeit übernehme. "Diese Kooperation ist sehr sinnvoll", erklärte Wegricht.
Das bestätigte auch Bürgermeister Dr. Gerhard Zoubek. "Das Geld für die Sozialarbeit ist außerordentlich gut angelegt", lobte er die Sozialpädagogen. Wenn die Caritas auch die städtische Jugendarbeit übernehme, könnten Erfahrungen aus der Johann-Textor-Schule dort einfließen. "Das ist eine klassische Win-Win-Situation", sagte Dr. Zoubek: "Und die größten Gewinner sind die Schüler." Die Stadt sehe sich in der Pflicht, sich finanziell an dem Schulprojekt zu beteiligen. Dieses solle vor allem versuchen, "bei Problemgruppen einzugreifen". So habe man in Haiger teilweise mit rechtsextremistischen Tendenzen zu kämpfen. Offenkundig seien die jungen Leute für solche Themen empfänglich. Um sie müsse sich an der Schule ("Dort kann man sie am ehesten antreffen") gekümmert werden. Ebenfalls gehe es darum, Kinder aus unterschiedlichen Kulturkreisen zu integrieren und für sie spezielle Programme zu bieten. Aus diesem Grund engagiere sich die Stadt auch an der Grundschule mit Sprachkursen und Hausaufgabenhilfe.
Nicole Kohl-Massey, die erst seit dem Frühjahr in Haiger tätig ist, beschrieb ihre vielfältigen Aktionen, zu denen unter anderem eine gut funktionierende Mädchengruppe mit rund zehn Teilnehmerinnen gehört, die sich donnerstags regelmäßig trifft. Reiten, Basteln oder der Besuch von Musikveranstaltungen gehören ebenso zum Programm wie die Teilnahme am Mädchen-Aktionstag. Eine Jungengruppe soll gegründet werden. Anlaufstation für die Heranwachsenden ist der "Schülertreff" im Hauptschulgebäude, wo sich zu den Pausen oder auch nach dem Unterricht zahlreiche Teenager einfinden. Von 9 bis 16 Uhr ist der "Treff" geöffnet, und die Schüler kommen freiwillig, wie die Sozialpädagogin nicht ohne Stolz verrät. Beobachtet man das Gewusel zu Pausenzeiten, so wird klar, dass diese Anlaufstation mit kleiner Küche, PC, gemütlichem Sofa und Tischfußball von den Schülern genutzt wird, um dem "offiziellen" Schulbetrieb kurzfristig mal "adé" zu sagen.
Nicole Kohl-Massey wird von den Teenagern anerkannt, um Rat gefragt und bei Problemen als Schlichterin eingesetzt. Ihren großen Vorteil sieht sie darin, "dass ich keine Noten gebe - das erleichtert die Situation". Die gelernte Diplom-Pädagogin freut sich über eine gute Kooperation mit den Textor-Lehrern und will künftig noch mehr auf Haigerer Vereine, Verbände und Kirchen zugehen, um die Zusammenarbeit anzubieten.
Auch Bernd Blecker, Bereichsleiter der Caritas, und Schulleiter Dr. Gerald Lohwasser zogen eine positive Bilanz der Zusammenarbeit: "In Haiger greifen viele Zahnräder ineinander. Die Arbeit an der Textorschule hat uns einen Überblick über die Stadt vermittelt, der uns bei der kommunalen Jugendarbeit helfen wird", sagte Blecker.
(Haiger Kurier , 31.08.2007, Text und Foto: rst.)