"Die Schüler kommen gerne zu mir", berichtete Kohl-Massey, die sich am Hofacker vor allem um Hauptschüler kümmert. Bei ihrer täglichen Arbeit erlebe sie "die Schule und die Lehrkräfte als sehr offen". Die Diplom-Pädagogin zufrieden: "Ich stoße auf offene Türen und bekomme positive Rückmeldungen." Die Verantwortliche betreut unter anderem den "Schüler-Treff" im Keller des Hauptschul-Gebäudes, der von bis zu 40 Kindern pro Pause besucht wird. Schwierigkeiten im privaten und familiären Bereich würden dort von den Jugendlichen ebenso zur Sprache gebracht wie Probleme mit Lehrern. Ferner kümmert sich Nicole Kohl-Massey um zwei Mädchengruppen und arbeitet eng mit der Jugendpflege zusammen, die in Haiger von der Caritas in Kooperation mit der Stadt geleistet wird. Günter Reeh begeistert: "Die Textor-Schule wäre ohne das Projekt 'Sozialarbeit' nicht mehr vorstellbar."
Wie die zuständige Diplom-Pädagogin zollte auch Caritas-Bereichsleiter Bernd Blecker den Verantwortlichen der JTS ein großes Lob. Obwohl es für eine Schule "ein neuer Aspekt" sei, sich für Projekte wie die Sozialarbeit nach außen zu öffnen, habe er in den vergangenen drei Jahren die Textor-Schule als "sehr offen" erlebt. Die Umsetzung einer solchen Initiative stehe und falle mit den Personen vor Ort. Blecker zufrieden: "Hier klappt das alles sehr gut."
Die bündnisgrüne Bundestagsabgeordnete Priska Hinz erfuhr bei dem intensiven Gedankenaustausch auch, dass es die "Sozialarbeit an Schulen" im Lahn-Dill-Kreis mittlerweile an sieben Bildungseinrichtungen in Eschenburg, Dillenburg, Ehringshausen, Aßlar, Rechtenbach, Lahnau und eben in Haiger gibt. "Der Kreis gibt dafür rund 400 000 Euro jährlich aus", berichtete Günter Berlinghoff als Verantwortlicher des Lahn-Dill-Kreises. Sobald der Etat für 2008 freigegeben werde, sei der Start zweier weiterer Schul-Sozialprojekte in Herborn (Diesterwegschule) und Solms (IGS) geplant. Berlinghoff erfreut: "Auch das Kultusministerium erkennt den Wert der Schulsozialarbeit mittlerweile an. Da regt sich was."
Einig zeigten sich die Diskussionsteilnehmer abschließend darin, dass angesichts des breiten Aufgabenfeldes eine halbe Stelle, wie sie Nicole Kohl-Massey für ihr Wirken am Hofacker zur Verfügung steht, "eigentlich nicht ausreicht", (Originalton Lohwasser) - und eine personelle Aufstockung vor dem Hintergrund des "unheimlichen Bedarfs" (Pädagogische Leiterin Anette Fritsch) wünschenswert wäre.
(Haigerer Kurier, 26.08.2008, Text und Fotos: spa)