Eltern seien oft überfordert und arbeiteten sich selten in das Problem
ein. Die Folge: "Kinder und Jugendliche bewegen sich im World-Wide-Web
vollkommen frei und ohne Beschränkungen." Auch hier liege die
Verantwortung der Eltern, sagte der Leiter der Fachstelle für
Suchtprävention im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Kinder und Jugendliche
seien sehr versiert im Umgang mit den neuen Medien. Inhalte aus dem
Internet könnten beliebig vernetzt werden - vom Computer über das Handy
zum MP3-Player.
Den Umgang mit diesen Medien brächten sich die Jugendlichen selbst bei.
Eine Vermittlung von Medienkompetenz finde in Hessen aber leider kaum
statt. Andere Bundesländer seien in dieser Hinsicht schon deutlich
weiter, bemängelte Graf.
Jugendliche benutzten heute zahlreiche Kommunikationskanäle. "Zu meiner
Zeit gab es nur Telefon", sagte Graf. Heute gebe es Chats, "Instant
Messenger", SMS-Botschaften oder elektronische Post. Der Vorteil
solcher Kommunikationskanäle sei die Tatsache, dass sie von den Eltern
nicht mitverfolgt werden könnten. Dazu komme das sogenannte "Web 2.0",
in dem die Benutzer selbst Inhalte über das Internet kommunizieren
könnten. Beispiele dafür seien das Video-Portal "YouTube", "Wikipedia"
oder "schülerVZ". Gerade solche Plattformen seien "Poesiealben der
Neuzeit".
Die erhöhte Interaktion im Netz verstärke zwar die Mitgestaltung jedes
Einzelnen, bringe jedoch auch Gefahren mit sich. "Zu oft werden
Jugendlichen dazu verleitet, persönliche Daten preis zu geben", warnte
Graf. Bei Videos und Bildern stelle sich ebenfalls die Frage der
Urheberrechte, über die sich Jugendliche kaum Gedanken machten: "Ein
Missbrauch kann ganz schön teuer werden!"
Auch Chatrooms, in denen mehrere Benutzer gleichzeitig miteinander
kommunizieren, seien nicht immer unbedenklich, da sich dort oft sexuell
geprägte Gespräche entwickelten. "Und wer da auf der anderen Seite ist,
wissen die Jugendlichen nicht", machte Graf deutlich. Es sei bekannt,
dass sich Erwachsene im Chat oft als Jugendliche oder Kinder ausgäben.
Graf bat die Eltern und Lehrer, mit den Jugendlichen zu reden und sie über die negativen Aspekte des Internets aufzuklären.
(Haigerer Kurier , 29.10.2008, Text und Foto: mg)