Mit großem Interesse und noch mehr Neugier waren die rund 60 jungen Menschen, bei dem vom Leiter des Gymnasialzweiges, Günther Brée, initiierte Projekttag in der Aula bei der Sache. Andreas Schiller von der BStU (Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der DDR) und Gudrun Krausz von der Landeszentrale für politische Bildung leiteten dieses für Schulen konzipierte Projekt.
Anhand von drei Arbeitsmappen die sich mit der Geschichte der DDR und im speziellen mit dem Wirken und den Auswirkungen der "Stasi" auf Jugendliche beschäftigte, die ins Fadenkreuz der Republikschützer gerieten, wurden in Gruppenarbeiten die Rollen von Tätern und Opfern anhand von ausgewählten Quellenbeispielen aufgearbeitet und analysiert. Die Teenager aus den beiden Gymnasialklassen bekamen so nachvollziehbare Einblicke in ein System, welches mit perfiden Maßnahmen seine Bürger gängelte, bespitzelte und einsperrte.
Auf das Erscheinen der Zeitzeugin Jutta Fleck, die als "Frau vom Checkpoint Charlie" berühmt wurde, mussten die Schüler leider verzichten, da die Zeitzeugin aufgrund einer Erkrankung verhindert war Dennoch bildete ihr Schicksal den Abschluss dieses für alle Beteiligten spannenden Projekttages. Die MDR-Dokumentation "Die Frau vom Checkpoint Charlie" rollte die Geschichte der Jutta Gallus auf, die nach einem gescheiterten Fluchtversuch inhaftiert und schließlich von der Bundesrepublik freigekauft wurde - unter Zurücklassung ihrer Töchter. Ihr Schicksal wurde zu einem Symbol für das Unrecht in der DDR. Tag für Tag stand sie anschließend am Berliner Grenzübergang "Checkpoint Charlie" und forderte auf einem Plakat: "Gebt mir meine Kinder zurück". Ihr Schicksal wurde erst vor wenigen Monaten mit Veronica Ferres in der Hauptrolle verfilmt.
(Haigerer Kurier, 04.02.2009, Text und Foto: Helmut Blecher.)