"Gesellschaftliche Veränderungen und pädagogische Erkenntnisse erfordern eine sich verändernde Schule, deren Entwicklung maßgeblich von den Lehrerinnen und Lehrern geschultert wird und in Planung und Durchführung eine erhebliche Mehrbelastung zur Folge hat", erklärte der Personalrats-Sprecher Dr. Folker Albrecht. Es gebe zahlreiche neue Aufgaben wie zum Beispiel Lernstandserhebungen, vermehrte Eingangstests, Vergleichsarbeiten und Prüfungen, Arbeit am Schulprogramm oder -profil, Erstellung von Förderplänen und Förderplangesprächen. "Anstatt die Mehrbelastung anzuerkennen und entlastend zu würdigen, wurde 2004 in Folge der 'Operation sichere Zukunft' die Unterrichtsverpflichtung der Lehrkräfte in Hessen um eine Stunde erhöht", berichtet Albrecht.
Die Unterrichtsverpflichtung in Hessen bleibe bundesweit auf Rekordniveau und auf dem gleichen Stand wie 1948. Die Altersteilzeit sei abgeschafft worden. Albrecht: "Dass es in Hessen momentan nicht sehr attraktiv ist Lehrer zu werden, versteht sich auf diesem Hintergrund von selbst. Wer will zwischen dem steigenden Druck im Schulsystem, den gesellschaftlichen Erwartungen und bildungspolitischen Vorgaben auf Kosten seiner Gesundheit zerrieben werden?" Dabei brauchten die Schulen ständig junge Menschen mit Engagement und pädagogischem Gespür.
Wir veröffentlichen die Resolution der Personalversammlung leicht gekürzt: "Ende März haben sich die Gewerkschaften und die Landesregierung auf einen Tarifvertrag geeinigt, der auch eine regelmäßige Arbeitszeit von 40 Stunden in der Woche für die Beschäftigten des Landes vorsieht. Obwohl immer wieder die Gleichbehandlung von Beamten mit Tarifbeschäftigten betont wurde und wird, weigert sich die schwarz-gelbe Koalition, die Arbeitszeit der Beamten auf 40 Stunden zu verkürzen und die Pflichtstunden der Lehrkräfte zu senken. Das ist für uns völlig inakzeptabel.
Vor den Wahlen wurde die Gleichbehandlung aller Beschäftigten im öffentlichen Dienst zugesagt. Diese Zusage muss auch bei der Arbeitszeit der Beamten und bei den Pflichtstunden der Lehrkräfte eingehalten werden.
Die derzeitigen Pflichtstunden der Lehrkräfte entsprechen teilweise den Regelungen von vor mehr als 100 Jahren oder der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.
Lehrkräfte haben ein Recht auf Arbeitszeitverkürzung und eine Reduzierung der außerordentlich hohen Belastungen. Dazu gehört auch eine Verlängerung der Altersteilzeitregelung.
Die Senkung der Pflichtstunden ist für die Qualitätssicherung unerlässlich.
Eine nachhaltige Behebung des Lehrkräftemangels ist nur durch die Erhöhung der Attraktivität des Berufs mittels umfassender Verbesserung der Arbeitsbedingungen machbar.
Deshalb fordern wir die Abgeordneten des Hessischen Landtags und die Landesregierung auf, den Tarifvertrag auch im Beamtenbereich umzusetzen, die Arbeitszeit der Beamten sowie die Pflichtstunden der Lehrkräfte zu senken und die Fortführung der Altersteilzeitregelung zu sichern.
Wir wollen die 40-Stunden-Woche für alle Beamten - wie im Tarifvertrag vorgesehen - ab 1. Januar 2010, die Rücknahme der Pflichtstundenerhöhung von 2003/2004 und die Fortführung der Altersteilzeitregelung.
Für Dienstag (6. Oktober, 16.30 Uhr) lädt der GEW-Kreisverband Dill zu einer offenen Mitgliederversammlung unter Mitwirkung von Jochen Nagel (Vorsitzender GEW Hessen) in die Aula der Johann-Textor-Schule ein.
(Haigerer Kurier , 02.10.2009, rst.)