Mit Bastelarbeiten, Lernplakaten, PowerPoint-Präsentationen, Telefon-Interviews, szenischen Darstellungen und chronologischen Friesen näherten sich die Schülerinnen und Schüler einer Zeit, die sie selbst schon nicht mehr erlebt haben und die für sie eines von vielen historischen Ereignissen ist, während ihre Eltern und Lehrer ihnen als Zeitzeugen zur Seite stehen.
Die Schülerinnen und Schüler der fünften Klassen beschäftigten sich mit der Chronik der Mauer, den Montagsdemonstration, mit Erich Honecker, mit der Stasi und deren Machenschaften, mit der "Frau vom Checkpoint Charlie" und den Trendmarken in Ost und West. In einigen Klassen wurden Modelle der Mauer und des Todesstreifens aufgebaut. Schüler und Besucher konnten sich einen kurzen Dokumentarfilm dazu anschauen oder auf Bildern die landschaftlichen oder baulichen Veränderungen vor und nach dem Mauerfall vergleichen. Es gab selbst erstellte Spiele und verschiedene Fragespiele zur Thematik, bei denen man sein Wissen zur DDR erweitern konnte. Darüber hinaus rundeten eine Jugendbuchvorstellung zur Situation in der DDR, eine kleine Ausstellung mit Kleidung, die zum Beispiel in der FDJ getragen wurde und eine Origi-nalflagge der DDR die Ausstellung ab.
Vorführen, Fragen beantworten und mit den Mitschülerinnen und Mitschülern der Parallelklassen diskutieren war der zweite Teil des Projekttags, zu dem auch die Eltern eingeladen waren, die sich über die vielfältigen Auseinandersetzungen mit dem Thema DDR ihrer Kinder informierten konnten.
Im Jahrgang 7 wurden in erster Linie "Fluchtgeschichten" auf unterschiedliche Weise präsentiert. Ein Schüler führte ein interessantes Telefon-Interview mit einem ehemaligen Bürger der DDR, der mit einem Surf-Brett über die Ostsee nach Dänemark fliehen konnte. Auf die Frage, was die abenteuerliche Flucht ihm persönlich gebracht habe, antwortete dieser, dass er festgestellt habe, dass ihm diese lebensgefährliche Flucht viel Selbstvertrauen gegeben habe. Sie habe "positive Auswirkungen auf meinen gesamten beruflichen Werdegang bis heute gehabt".
Während in den achten und neunten Klassen an konkreten Themen wie Todesstreifen und Alltag in der DDR, über die Geschichte Deutschlands, den Grenzverlauf, die Jugend, das Schulsystem und die Leipziger Montagsdemonstrationen gearbeitet wurde, befassten sich die Schüler des Jahrgangs 10 mit unterschiedlichen Präsentationen. Dabei war eine Ausstellung zu sehen, die mit einer Vielfalt an Themen und Präsentationsformen auf sich aufmerksam machte - von der historischen Zeitleiste zur Geschichte Deutschlands über die Gründung beider deutscher Staaten bis hin zu den politischen Meilensteinen des Aufweichens des "Eisernen Vorhangs". Die Schau beinhaltete einige besonders originelle (und originale) Exponate wie zum Beispiel Schallplatten aus dem Osten, Bücher und Photographien aus Privatbeständen. Ein Origi-nalfernseher, den Schüler mit Originalwerbesendungen der DDR "füllen" konnten, war ein besonders anschauliches und viel betrachtetes Ausstellungsstück. Daneben präsentierte der Kurs "Darstellendes Spiel" in einem "Walk-Act" eine Collage unterschiedlicher Betrachtungsweisen der DDR in den Köpfen der Menschen aus heutiger Sicht.
"Ampelmännchen und Todesschüsse - (N)Ostalgie und bittere Stasi-Realität" - so lautete das Motto des Projekttages, angelehnt an das gleichnamige Medien-Paket der LAG-Schulbibliotheken in Hessen, das wegen der Diskussion um die Aufarbeitung der SED-Diktatur in den Schulen zusammengestellt wurde.
Das Medien-Paket mit über 50 Büchern und DVDs können hessische Lehrerinnen und Lehrer kostenlos ausleihen und in ihrem Unterricht einsetzen. So geschehen an der Johann-Textor-Schule, deren Mediothek diese Medien bereits in den Bestand aufgenommen und als "Handapparat" im Vorfeld des Projekttages und am Tag selbst zur Verfügung gestellt hatte.
(Haigerer Kurier, 12.11.2009, Text: fra/lg.)