Von sieben Pädagogen musste sich am Freitag das Kollegium der Johann-Textor-Schule verabschieden: Christa Mayer, Henner Bernhardt, Günther Brée, Konrad Engel, Walter Finger, Paul Königstein und Gunter Krah wurden im Rahmen einer Feierstunde in den verdienten Ruhestand entlassen.
Dabei war viel von der von Schulleiter Dr. Gerald Lohwasser in seiner Begrüßung erwähnten Melancholie zu spüren. "Alle Veränderungen, sogar die meistersehnten, haben ihre Melancholie. Denn was wir hinter uns lassen, ist ein Teil unserer selbst. Wir müssen einem Leben Lebewohl sagen, bevor wir in ein anderes eintreten können."
Dieses Zitat von Anatole France beschreibt treffend die Gefühle Lehrkräfte der Gesamtschule. Aber auch viel Freude schwang in den Reden und Vorträgen mit, die zu Ehren der scheidenden Lehrer vorgetragen wurden. Eine besonders launige Rede hielt Ulrich Freund über den Mathematik-, Religions- und Sportlehrers Konrad Engel. "Ein Engel geht" - unter diesem Motto seien alle drei Unterrichtsbereiche vereint, erklärte Freund. Er übergab ein neongelbes T-Shirt an den Pädagogen, das dieser auch gerne als Warnweste verwenden könne. Darauf sei auch eine "Eigentümeridentifikationsnummer" gedruckt, anhand welcher Engel der JTS zugeordnet werden könne: "Wenn du verloren gehst, wirst du an der JTS abgegeben", diese beruhigende Zuversicht gab Freund seinem Kollegen mit auf den Weg.
Jürgen Poggel hielt es mit den Worten von Victor Hugo: "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist." Zu den schönen Klängen des "wohltemperierten Klaviers" von Johann Sebastian Bach gab er in einem Sprechgesang einiges zum Besten, was seine Kollegin Christa Majer ausmachte und kam zu dem Schluss: "Du wirst uns fehlen".
"Denk ich an Medien, denk ich an Günther", dieses Bekenntnis von Pia Weigl richtete sich an den Gymnasialzweigleiter Günther Bree, der als "Vater der Schulbibliotheken" eine gewisse Berühmtheit erlangte. Nichts außer einer Idee sei vorhanden gewesen, als Bree mit viel Mut und durch viel Arbeit 1982 die Mediothek gründete, der er 22 Jahre lang als Leiter vorstand.
Viel Lob in Gedichtform gab es von Ulrike Theis für den Englisch- und Gesellschaftslehre-Lehrer Henner Bernhardt. Dabei wurde so manche seiner Angewohnheiten liebvoll auf die Schippe genommen.
Etwas ins Schwitzen kam Alessandor Cofone, der seine vorbereitete Lobrede für Paul Königstein scheinbar partout nicht finden konnte und dessen Kollegen und Kolleginnen nicht eben hilfreich bei der Suche waren. Doch auch ohne diese fand sich viel Lobenswertes an Chemielehrer Königstein.
"Der Lotse geht von Bord", so beschrieb Gunter Schwarz seinen Teamkollegen Walter Finger. Nicht nur seine Kollegen würden ihn vermissen - auch die "externen Kollegen" in Form von Mülleimern im Lehrerzimmer , in die Finger seine Abfälle gekonnt über eine Schrankwand hinweg hineinwarf - seien traurig. Nach grober Schätzung liege die Trefferquote von Finger bei 93,2 Prozent, bescheinigte ihm Schwarz. Einige Politiker, die in die Schlagzeilen gerieten, sind als Fingers besondere "Freunde" gemeinsam mit seinen Teamkollegen des scheidenden Pädagogen auf einem Puzzle abgebildet, das Schwarz überreichte.
Als Mathematik- und Gesellschaftslehre-Lehrer hat Gunter Krah Beachtliches für die Gesamtschule geleistet. Sein Engagement wurde von Christina Henrich in einer emotionalen Ansprache gewürdigt.
Als Vertreter des Personalrats hielt Jürgen Poggel ein geistreiches Märchen für die scheidenden Pädagogen parat: Ma-Krah-Fi-Brä und sein "BernStein-Engel" zogen dabei als "Sieben auf einen Streich" durch die Welt und lernten die "blühenden Landschaften" unter Bundeskanzler Helmut Kohl ebenso kennen wie "Wolff und Beer" während der Rechtschreib- und Schulreformen.
Auch Schulelternbeirat Hartmut Jäger fiel der Abschied von den scheidenden Lehrern schwer: "Als unsere älteste Tochter 1995 an diese Schule kam, waren Sie schon alle hier. Sie haben viel in unsere Kinder investiert", bescheinigte er ihnen und wünschte ihnen für den Ruhestand eine Zufriedenheit, die unabhängig von äußeren Umständen sei, denn: "Zufriedenheit wiegt mehr als eine mehr oder weniger gute Pension."
Lehrerchor und -combo bereicherten eine Veranstaltung voller Emotionen, bei der schon mal abwechselnd oder auch gleichzeitig die Tränen der Freude und Trauer flossen. Besonders "Wind of change" von den Scorpions, das Chor und Combo gemeinsam vortrugen, gab diese Stimmung weiter. Denn wenn so viele verdiente Pädagogen auf einmal die Schule verlassen, ist das immer mit Veränderung verbunden.
(Mit freundlicher Genehmigung des Haigerer Kuriers, 01.07.2012, Text und Foto: Ute Jung.)