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"Was Gott sagt, zählt mehr..."

Haiger, 02.11.2013

Gregorianische Gesänge, getragene Balladen, Gospelklänge, fetzige Rocksongs mit verzerrter Gitarre - das Luther-Musical, das am Donnerstag und Freitag in Haiger aufgeführt wurde, hat viele Facetten zu bieten. 80 Kinder und Jugendliche erinnerten mit einem mitreißenden Singspiel an den Reformator, der am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an der Schlosskirche in Wittenberg angeschlagen hatte.

Die jungen Schauspieler und Sänger hatten sich seit Monaten unter der Leitung von Jürgen Strohschein (Kinderchor "Bärenstark" der evg. Kirchengemeinde) im evangelischen Gemeindehaus auf die Aufführungen vorbereitet und stellten den über 600 Zuhörern in der Stadthalle und der Johann-Textor-Schule einen Helden vor, der einem mutigen Abenteurer glich.

11-02bLuther-Darsteller Maurice saß mit "Gattin" Katharina (Luiza) und den Kindern (Janina, Celina, Lena, Anna) am Küchentisch und ließ in Rückblenden sein aufregendes Leben Revue passieren. Und das hatte einige Höhepunkte zu bieten. Zum Beispiel die Gottesbegegnung während eines Unwetters, nach der der junge Mann - wie er es Gott versprochen hat - ins Kloster geht, was Tante Muhme Lenne (glänzend: Julia K.) nicht recht glauben kann. "Immer nur Ora et Labora - beten und arbeiten. Wird das nicht langweilig?"

Langeweile ist sicher kein Begriff, der auf Luthers Leben passt. Früh beginnt er, eigene Gedanken zu entwickeln und die Lehren der katholischen Kirche in Zweifel zu ziehen, auch wenn verbohrte Theologen wie Ablassprediger Johannes Tetzel ihn und seine Ideen gerne klein halten wollen. "Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt", wiederholen die begeistert mitgehenden Kinder - besser lässt sich die Ablass-Praxis der damaligen Zeit nicht zusammenfassen. Ein schlechtes Gewissen kostet 30 Gulden, bei einer gestohlenen Kuh wird der Gauner für 200 Gulden von der Sünde befreit - allerdings "nur vorerst".

11-02cZu den Höhepunkten des von Heiko Bräuner geschriebenen Musicals gehört unter anderem der Streit mit dem Papst nach dem Anbringen der Thesen, in denen er die Theologie des "Heiligen Vaters" widerlegt. Pünktlich zum Reformationstag macht Luther-Darsteller Maurice Roth deutlich, dass "man Gott mehr gehorchen muss als den Menschen". Und selbst als er für vogelfrei erklärt wird, bleibt der Gottesmann standhaft: "Was Gott sagt, zählt mehr, als das, was die Kirche sagt", erklärt der Reformator, bevor er zu seinem wohl bekanntesten Satz anhebt: "Hier steh ich nun - ich kann nicht anders!"

Musikalisch setzen die Sänger Luthers Glaubensbekenntnis um und singen "Setz Dich für Gott ein, er wird bei Dir sein", bevor das Singspiel mit "Go down, Martin" - Parallelen zu einem bekannten Gospelsong sind sicher beabsichtigt - seinem Höhepunkt zustrebt.

Als Solisten überzeugten unter anderem Line, Hanna (Studenten), der siebenjährige Louis (Johannes Tetzel), Elheme (Kardinal), Victoria, Till (Kurfürst), Pascal (Pfarrer), Paul (Teufel) und Eric als Abt. Das Publikum sparte nach dem über einstündigen Stück nicht mit Applaus für die jungen Künstler, die die zum Teil schwierigen Songs sehr gut gemeistert hatten. Und wenn einmal ein Ton daneben ging, so fiel das bei der Begeisterung kaum auf.

Zum Gesamterfolg trug auch die Band der Johann-Textor-Schule um Musiklehrer David Just (Bass) einen großen Teil bei. Er wurde unterstützt von Silvana (Keyboards), Samuel (Schlagzeug), Max und Felix (Gitarren). [...]

(Mit freundlicher Genehmigung des Haigerer Kuriers, 02.11.2013, Text und Fotos: Ralf-Stefan Trisch.)

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